Sonntag, 4. Oktober 2015

Gegenwehr der Opfer

Ziel ist es wohl, das Opfer zu unterwerfen. Akzeptiert das Opfer die Rolle des Unterlegenden, dann wird sich diese schnell festigen, das Aussteigen aus eine Beziehung ist dann erschwert.

Je länger das Opfer in einer Verbindung bleibt, desto mehr Kraft ist aufzuwenden, diese auch wieder aktiv zu verlassen. Je mehr im Opfer zerstört ist, desto schwächer wird es, dies hindert es auch, zu gehen. Gleichsam ist das Opfer auch sehr stark, denn es kann sehr viel an Demütigung aushalten. Sich der eigenen Kraft des Aushaltenkönnens bewusst zu werden, dies könnte das Opfer anregen, seine Kraft anders und besser zu nutzen, zum Ausstieg nämlich. 

Viele Opfer gehen zum Therapeuten, um sich Halt zu suchen und Unterstützung, um sich zu befreien oder aber auch die "Beziehung" ohne echte Bindung besser zu ertragen. Therapeuten, die Unterstützung leisten, in der Opferrolle zu verharren, diese sogar noch stärker zu begehen, diese haben wohl ihren Beruf verfehlt?

Es gibt inzwischen, meiner Meinung nach, sehr gefährliche Strömungen der Traumatherapie, die die Opfer hinführen, sich selbst als Täter zu erkennen. Es gibt aber auch, z. B. bei M. Hellwig, der mit den Opfern, gem. eigener Aussage, sympathisiert, selbst Opfer von Gewalt in seiner Kindheit war, Strömungen, die es zulassen, die Schuld der Täter im Fokus zu lassen, dazu eine klare Abrenzung zu finden. 

Wer am Tisch mit seinem Täter sitzt, und in vermeintlicher Harmonie einen Kaffee trinkt, dabei mit verbalen Sticheleien beschossen wird und merkt, dass das Bauchgefühl heftig Alarm schlägt, der darf seine Hand heben, "Stopp, keinen Schritt weiter!" sagen, ganz klar sagen, welchen Ekel er empfindet, ein Beieinandersein auch beenden. Die Konfrontation wird den Narzissten brüskieren, er wird sich Mühe geben, das Opfer zu beeinflussen, doch bitte, "wie immer", schön zu parieren. 

Da es kaum möglich ist, jemals auch nur einen Konflikt mit dem Narzissten gemeinsam zu lösen, dies wird er nicht zulassen, allenfalls, um nach der Trennung zu suggerieren, er sei ja so lösungskompetent, um Entbehrung zu schaffen (das Opfer entbehrt nun vermeintlich einen tollen, lernfähigen Partner), macht es doch kaum Sinn, in einer solchen "Beziehung" zu bleiben. Dies einzusehen, dieser Idee zu folgen, dies ist auch ein Teil der Gegenwehr.

Das Opfer kann, wenn es des Narzissten Machtspiele erkennt, also Gegenwehr leisten, um den Absprung zu trainieren. Früher oder später wird der Narzisst gehen, wenn er merkt, das Opfer lässt nicht mehr "alles" mit sich machen. Um ihn wegzutreiben oder um selbst zu gehen, kann das Opfer in die volle Abgrenzung gehen, da gerade diese den Narzissten aber sehr reizen kann, dies auch einen großen Kraftakt für das Opfer darstellt, kann es eintrainieren, sich stückchenweise abzugrenzen, bis er ablässt.

"Jede" Aussage eines Narzissten, sie kann zunächst mal als Aussage über den Narzissten selber verstanden werden. Dies hilft, einmal einen Blick auf seine Sicht über sich zu werfen, anstatt dass das Opfer sich in Grübeleien dazu zu ergeht, die Lösung zur Bezichtigung z. B., sich selbst aufzudrücken. Distanz kehrt ein.

Um sich zu wehren, ist Machtkampf unumgänglich, Machtkampf zur Abgrenzung. Sich dabei als Opfer bewusst der gegen-narzisstischen Strategien zu bedienen, diese zum Freikampf zu nutzen, naja, ich halte dies nicht unbedingt für völlig verwerflich, solange das eigentliche Ziel nicht verwischt, die Trennung zu erreichen.